Donnerstag, 14. Oktober 2010

Rückblick: Tatort Internet

Schnelle Schnitte, Farbfilter und dramatische Musik: Vergangenen Donnerstag startete RTL II die Doku-Serie "Tatort Internet", in der vor laufender Kamera (angebliche) Päderasten überführt werden - unter Mitarbeit der Ministergattin und selbsternannten Expertin Stephanie Guttenberg, die hier aber eher wie schmückendes Beiwerk wirkt.

So sinnvoll und lobenswert das Ganze klingt, so ausbeuterisch und sensationsgeil wirkt das Endprodukt, das der "Unterschichtensender" hier zur Prime-Time präsentiert.
Es wird zwar ausführlich vor den Gefahren gewarnt, denen Minderjährige im Internet ausgesetzt sind, dies geschieht aber in einer Art, die an reisserische US-Sendungen erinnert und wohl nur hohe Einschaltquoten statt echter, ernsthafter Berichterstattung als Ziel hat.
Der Zuschauer soll geschockt werden, sich gruseln und empören. Seriöse Dokumentationen sehen anders aus; sie brauchen keine Zeitraffer, -lupen und Farbfilter , keine übertrieben dramatische oder gar unpassend-lustige Musikuntermalung und ganz sicher keine Nachgestellten Szenen mit plakativen Ekelelementen (der abgruntief widerwärtig dargestellte, gesichtslose Pädophile) oder sogar angedeuteter Nacktheit (das "Opfer" zeigt seinen Busen).
Das Zielpublikum möchte man sich kaum vorstellen, es dürfte aber in der gleichen Ecke wie das von "Bauer sucht Frau", "Upps! Die Pannenshow" und ähnlichen Trashmachwerken zu finden sein.
Von einem Verdummungssender wie RTL II war leider kaum etwas anderes zu erwarten. Dass sich Frau Guttenberg für soetwas hergibt, spricht aber nicht unbedingt für sie.

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